Auch ich war Schülerin an der "Zen Shiatsu Schule Berlin", und seit Juni 2005 bin ich nun "fertige" Shiatsu-Praktikerin. Als uns die Schulleitung anbot, ein Praktikum in einem Mutter-Kind-Kurhaus des Müttergenesungswerks zu absolvieren, war ich hoch erfreut und sofort bereit loszufahren, wollte ich doch endlich all das Erlernte, Geübte und Erfahrene anwenden.
In St.Altfrid wurde ich mit offenen Armen empfangen. Zwei meiner Kolleginnen waren vor mir dort und hatten mit ihrer guten Arbeit eventuell vorhandene Zweifel zerstreut und den Nährboden für eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit geschaffen.
Ich sollte zehn Mütter behandeln und zusätzlich interessierte Mitarbeiterinnen des Kurhauses. Keine der Frauen war vorher mit Shiatsu in Berührung gekommen. Die Mütter konnten nach der ersten Shiatsubehandlung selbst entscheiden, ob sie weitere Termine – insgesamt jedoch drei Behandlungstermine in zwei Wochen – in Anspruch nehmen wollten oder nicht. Die meisten wollten noch zwei Termine, nur eine Frau beendete die Behandlung nach dem ersten Termin, weil sie es emotional und auch körperlich zu stark angeregt hatte, was ihr Unbehagen bereitete und weswegen sie die Behandlung nicht weiterführen wollte. Die anderen Frauen gerieten während und nach der Behandlung in eine tiefe Entspannung. Bei einigen Frauen hielt der Zustand an, sie berichteten mir, dass sie seit "ewigen" Zeiten endlich wieder schlafen konnten. Andere wiederum hatten das Gefühl, gewachsen zu sein oder zu schweben, oder sie fühlten sich einfach nur wohl in ihrem Körper. Zur üblichen Behandlungsweise des Zen-Shiatsu fügte ich einige Techniken und Übungen hinzu, die speziell als Unterstützung für den Rücken angewandt werden können. Die meisten Frauen sprachen gut auf die Behandlungen an. Für einige von ihnen bedeutete die Shiatsubehandlung sogar eine veränderte Wahrnehmung ihrer Körperstrukturen.
Energetische Ungleichgewichte, die sich häufig im Rücken spiegeln, haben sich meistens über einen langen Zeitraum entwickelt. So ist es nicht verwunderlich, dass diese nicht plötzlich verschwinden, es bedarf einer gewissen Zeit und natürlich Geduld. Die dreiwöchige Kur kann eine wichtige Anregung sein.
Ich glaube, dass sich die Mütter während der Kur durch die liebevolle Fürsorge der Mitarbeiterinnen, durch die professionelle Hilfestellung und die kreativen Anregungen der Fachleute vor Ort sowie durch Shiatsu als Begleitung in ihrer jeweiligen spezifischen Situation, aber auch durch den Austausch mit den anderen Müttern ihrer selbst wieder bewusst wurden. Sie konnten Ruhe finden und Kraft schöpfen, um den Alltag weiter meistern zu können, und manche finden eventuell den Mut, Dinge und Situationen in ihrem Leben zu ändern.
Mir hat das Arbeiten in diesem Rahmen viel Freude bereitet, und ich wünschte mir, dass noch viele Absolventen die Gelegenheit wahrnehmen würden, ein Praktikum im Mutter-Kind-Kurhaus St.Altfrid oder in einem anderen Haus des Müttergenesungswerks zu absolvieren.
Durch diese Arbeit wurde mir außerdem die Möglichkeit gegeben, über „mein“ Shiatsu nachzudenken. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich anfangs von der großen Bürde, die fast alle Frauen trugen, und dem Leid, das sich daraus entwickelt hatte, geschockt war. Die Frauen sprachen sehr offen über ihre Probleme und Sorgen, über Perspektivlosigkeit und fehlende Lebensqualität. Ich hatte daran gedacht, die Behandlungen abzubrechen und das Heim zu verlassen, sogar mein innigster Wunsch, Shiatsu zu machen, kam mir zweifelhaft vor. Doch ich hätte damit ebenfalls die Frauen verlassen, die gerade dabei waren, Vertrauen zu fassen, und schnell den entspannenden Aspekt des Shiatsu spürten und genossen.
Um mich besser zu schützen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen, habe ich in den Behandlungspausen, vor allem aber abends Spaziergänge in die schöne und reizvolle Umgebung unternommen, habe mehr meditiert als sonst und wenigstens zweimal am Tag Yoga praktiziert. Zu Beginn ist es mir nicht leicht gefallen, die Gedanken an die Frauen ziehen zu lassen, mich nicht für ihr Leben verantwortlich zu fühlen und nicht mit ihnen zu leiden. Doch im regelmäßigen Rhythmus meiner Übungen ist es mir mehr und mehr gelungen, meine Grenzen neu zu definieren und wieder meine Mitte zu finden. Ich konnte ihnen freien Herzens in der Meditation Vertrauen, Kraft, Mut und Liebe schicken...
Ich danke allen, die dieses Praktikum ermöglicht haben und mir damit die Gelegenheit gaben, tiefgreifende Erfahrungen zu sammeln und einen Einblick in die wichtige Arbeit der Mitarbeiter des Müttergenesungswerks zu bekommen.
Maren Lewerenz
Berlin, 04. Mai 2006
ZEN SHIATSU
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